Pelztierzucht stoppen
Für die Herstellung von Pelz leiden und sterben unzählige Tiere, dies ist nichts Neues. Das Wissen darum hat leider bisher nicht zu einem Ende der Pelztierzucht geführt. Nun wissen wir, dass Pelztierfarmen Schnittstellen zwischen Viren in Wildtieren und Menschen darstellen können - in beide Richtungen:
Wo Tiere in großer Anzahl dicht beieinander gehalten werden - wie in Pelztierfarmen - können sich Viren gut vermehren und mutieren. Pelztiere, darunter Nerze wie sie auch in Europa zur “Pelzproduktion” gehalten werden, sind sehr anfällig für SARS-CoV-2. Möglicherweise sprang das Virus in Pelztierfarmen auf den Menschen über und konnte so die aktuelle Pandemie auslösen. Auch die SARS-Pandemie von 2003 kann auf diesem Weg entstanden sein.
Mittlerweile wurden sowohl in Amerika als auch in Europa wildlebende Nerze gefangen und einige Tiere positiv auf SARS-CoV-2 getestet, in Amerika waren höchstwahrscheinlich Pelztierfarmen die Ansteckungsquellen. Es stellt sich immer mehr die Frage, warum die “Produktion” von Echtpelz noch immer erlaubt ist - auch hier bei uns in Europa.
Um unnötiges Leid zu vermeiden und die Gefahren durch zoonotische Infektionskrankheiten, Epidemien und Pandemien die in Pelztierfarmen entstehen können zu reduzieren, ist der Stopp der Pelztierzucht längst überfällig. Dennoch sind auf den Straßen und in den Sozialen Medien wieder erschreckend viele Pelzkragen, Pelzbommel, Pelzmäntel, Accessoires aus Pelz usw. zu sehen.
Was kann ich tun?
Hier ein paar Anregungen, was wir als Einzelpersonen für ein Ende der Pelztierzucht tun können:
- keinen Pelz kaufen, auch keinen Kunstpelz (Kunst- und Echtpelz sind oft nur schwer voneinander zu unterscheiden. Teilweise wird Echtpelz als Kunstpelz deklariert. Es gibt Tipps zur Erkennung von Kunstpelz, sie bieten jedoch keine hundertprozentige Sicherheit.)
- keinen Pelz tragen, auch keinen Kunstpelz (Andere Menschen sehen im Vorbeigehen nicht, ob es sich um Kunst- oder Echtpelz handelt. Ohne es zu wollen, kann das Tragen von Kunstpelz "Werbung" für Echtpelz sein und dazu beitragen, dass das Tragen von Pelz als "normal" angesehen wird.)
- Petitionen unterschreiben
- mit Verwandten, Freunden und Bekannten sprechen und sie über die Hintergründe, das Leid und die Gefahren aufklären
- Social Media Beiträge zu dem Thema teilen, liken, speichern und kommentieren
- selbst auf Social Media aufklären
- an Anti-Pelz-Demos teilnehmen
- vorhandenen Pelz an Tierrechts- oder Tierschutzorganisationen spenden
- Brief(e) an Abgeordnete schreiben
- Vor Ort könnt ihr auch an Bürgersprechstunden teilnehmen. Wo und wann sie stattfinden, könnt ihr in eurer jeweiligen Gemeinde erfragen. Es ist gut möglich, dass sich die Menschen in der Politik vor Ort über euren interessierten Einsatz und eure Fragen freuen werden.
Und bitte daran denken, auch wenn es manchmal schwer fällt: immer freundlich und höflich bleiben ❤
Anschreiben an Abgeordnete
Auch die Politik ist beim Thema Pelzindustrie gefordert, wirksame Maßnahmen zu ergreifen und dafür müssen Menschen in der Politik wissen, dass uns das ein Herzensanliegen ist. Natürlich sowieso aus ethischen Gründen, aber auch als Pandemieprävention. Um es möglichst einfach zu halten, haben wir für Euch Anschreiben formuliert. Ihr könnt sie einfach elektronisch kopieren und bearbeiten oder als Vorlage für handgeschriebene Briefe nutzen.
Wir haben drei Versionen vorbereitet und auf Google Drive abgelegt:
- eine, für die ihr eure direkten Abgeordneten raussuchen müsstet,
- eine an unsere aktuelle Umweltministerin Svenja Schulze und
- eine an Jens Spahn als Gesundheitsminister.
Die Namen und Adressen eurer Abgeordneten findet ihr auf https://www.bundestag.de/abgeordnete. Ein handgeschriebener Brief macht noch ein bisschen mehr Eindruck als eine Email. Höflichkeit ist außerdem auf jeden Fall überzeugender als Vorwürfe und der volle Terminkalender unserer Abgeordneten freut sich bestimmt, wenn wir uns kurz fassen.
Lasst uns gerne wissen, wenn ihr bei dieser Aktion mitmacht 🖋️📜📩📫
Dies ist der Inhalt unseres Anschreibens:
Bitte setzen Sie sich für die Vermeidung künftiger Zoonosen ein!
Sehr geehrte/r (Name),
zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Wahl! Ich schreibe Ihnen als Abgeordnete/r meines Wahlkreises (Wahlkreis), um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass bei allen richtigen und wichtigen Maßnahmen, die gegen die SARS-CoV2-Pandemie ergriffen wurden, die Ursachen zoonotischer Epidemien immer noch nicht angemessen kommuniziert werden.
Dass in unserem Land die AHA-Regeln gelten und sehr viel Aufmerksamkeit und Energie in eine möglichst erfolgreiche Impfkampagne investiert wurde und wird, begrüße ich sehr. Allerdings gibt es viele Lebewesen, die sich nicht an AHA-Regeln halten können: unter anderem die Tiere in Pelztierfarmen:
- Es gibt gute Argumente dafür, dass Marderhunde, z.B. in der chinesischen Pelztierhaltung, Zwischenwirte für SARS-CoV-2 gewesen sein können. In den Pelzfarmen kann sich das Virus für eine Mensch-zu-Mensch-Infektion angepasst haben. Marderhundpelze werden weiterhin in großem Maßstab für Kleidung und Accessoires verwendet.[1]
- Weltweit wurden COVID-19-Ausbrüche in Nerzfarmen gemeldet, allein in der EU im letzten Jahr in ca. 400 Nerzfarmen. Das Virus wurde von Menschen auf die Nerze übertragen.[2] In der Folge infizierten sich in mindestens acht Ländern wiederum Menschen bei den Nerzen, darunter z. B. in Dänemark mit einer mutierten Variante. Betriebe mussten ihren Tierbestand töten und vorübergehend schließen.[3] [4]
- Das Risiko für die öffentliche Gesundheit durch die Übertragung von SARS-CoV-2 aus Pelztierfarmen auf Menschen wird für Europa als “hoch” eingestuft - und damit höher als auf allen anderen Kontinenten.[3]
- In den USA wurden bei wildlebenden Nerzen Infektionen mit SARS-CoV2 festgestellt. Durch die relativ offene Haltungsform ist es für Wildtiere möglich, sich den Pelztieren in den Käfigen zu nähern, sodass Viren übertragen werden können. Danach können sie die Infektion weiter in wildlebende Populationen tragen.[3] [5] Findet das Virus in Wildtieren ein sekundäres Reservoir, kann es dort überleben, weiter mutieren und möglicherweise später neue Ausbrüche unter uns Menschen auslösen.[6]
- Das Risiko der Übertragung von SARS-CoV-2 aus Pelztierfarmen auf für das Virus empfängliche Wildtierpopulationen wird ebenfalls für Europa mit “hoch” eingestuft - auch hier wieder höher als auf allen anderen Kontinenten.[3]
Wie wir gesehen haben, kann sich ein lokal ausgebrochenes Virus innerhalb kürzester Zeit global ausbreiten. Die WHO sieht verschiedene gefährliche Viren unter den zehn größten Bedrohungen der Menschheit. Der Bevölkerung gegenüber werden diese Zusammenhänge bei weitem nicht deutlich genug diskutiert. Das finde ich persönlich sehr besorgniserregend. Die aktuelle Pandemie haben wir alle als sehr belastend empfunden und ich möchte nicht so bald den Ausbruch einer weiteren Infektionskrankheit miterleben.
Sehen Sie Möglichkeiten, die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Zoonoserisiken der Pelztierhaltung voranzutreiben?
Sehen Sie Wege, wie Sie auf Pelztierzucht und Handel mit Pelztieren und Pelz in Europa Einfluss nehmen können?
Werden Sie sich für ein Ende der Pelztierzucht einsetzen?
Wie werden Sie sich für die zukünftige Gesundheit der Bevölkerung und ihre Sicherheit vor neuen Pandemien einsetzen?
Vielen Dank für Ihren Einsatz und alles Gute für die kommende Legislaturperiode!
Freundliche Grüße
(Unterschrift)
Quellen:
[1] https://www.deutschlandfunk.de/die-spur-des-virus-teil-1-aus-der-wildnis-nach-wuhan.740.de.html?dram:article_id=498849#Brueckenwirt
[2] https://www.theguardian.com/environment/2021/feb/18/mink-farms-a-continuing-covid-risk-to-humans-and-wildlife-warn-eu-experts
[3] https://www.who.int/publications/i/item/WHO-2019-nCoV-fur-farming-risk-assessment-2021.1
[4] https://www.tagesschau.de/ausland/nerzfarm-daenemark-101.html
[5] https://www.wormsandgermsblog.com/2020/12/articles/animals/other-animals/sars-cov-2-in-wild-mink/
[6] https://www.nytimes.com/2021/02/19/opinion/covid-symptoms-gorillas.html