Die Wahl ist vorbei - Was machen wir jetzt?

Ob uns nun das Wahlergebnis einigermaßen gefällt oder nicht: Die Tierhaltung stellt auch weiterhin eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar, unter anderem durch zoonotische Erreger. Unser Einfluss auf die Politik ist zum Glück mit der Abgabe unserer Wahlzettel nicht am Ende. Die gewählten Personen heißen nicht umsonst Abgeordnete, es ist jederzeit möglich, sie schriftlich zu kontaktieren oder anzurufen. Damit so ein Anschreiben möglichst leicht fällt, und damit das möglichst viele von euch tun, haben wir hier eine Vorlage und ein paar Tipps:

Die Namen und Adressen deiner Abgeordneten findest du auf bundestag.de. Hier macht ein handgeschriebener Brief noch ein bisschen mehr Eindruck als eine Email. Höflichkeit ist außerdem auf jeden Fall überzeugender als Vorwürfe und der volle Terminkalender unserer Abgeordneten freut sich bestimmt, wenn du dich kurz fasst.

Und so könnte ein Anschreiben aussehen:


Deine Adresse und Kontaktdaten

An
MdB (Vorname Nachname)
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin

Bitte setzen Sie sich für die Vermeidung künftiger Zoonosen ein!

(Ort), den (Datum)

Sehr geehrte/r (Name),

zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Wahl! Ich schreibe Ihnen als Abgeordnete meines Wahlkreises (Wahlkreis), um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass bei allen richtigen und wichtigen Maßnahmen, die gegen die SARS-CoV2-Pandemie ergriffen wurden, die Ursachen zoonotischer Epidemien immer noch nicht angemessen kommuniziert und eingedämmt werden.

Dass in unserem Land die AHA-Regeln gelten und sehr viel Aufmerksamkeit und Energie in eine möglichst erfolgreiche Impfkampagne investiert wurde und wird, begrüße ich sehr. Allerdings gibt es auch in Deutschland viele Lebewesen, die sich nicht an AHA-Regeln halten können: Die Tiere in unseren Tierhaltungsbetrieben.

  • Wie im Dokument „Zoonosen und Tierhaltung“ (ausgearbeitet vom Wissenschaftlichen Dienst für den Bundestag, Juli 2020) zu lesen, ist die (industrielle) Tierhaltung eine Quelle zoonotischer Erreger (z.B. Vogelgrippe, Schweinegrippe, antibiotikaresistente Bakterien).
  • Darüber hinaus führt die Notwendigkeit des Futteranbaus zur Verkleinerung der Habitate von Wildtieren, was Übertragungen zoonotischer Infektionen auf Menschen und  sogenannte Nutztiere fördert (wie Ebola, Nipah und jetzt z.B. sehr wahrscheinlich SARS-CoV2).
  • Außerdem ist die Tierhaltung ein nicht unwesentlicher Treiber der Klimaerwärmung, die eine zusätzliche Erhöhung des Risikos von Erregerübertragungen von Tieren auf Menschen darstellt (z.B. Zika, West-Nil-Fieber oder FSME).

Die beiden letzten Gefahrenquellen lassen sich auch mit einem noch so effektiven Biosicherheitsmanagement in deutschen Ställen nicht beeinflussen. Selbst die erste Gefahrenquelle, durch die Tierhaltung an sich, wird sich dadurch nicht komplett unterdrücken lassen: Ställe können nicht wie Sicherheitslabore gebaut und betrieben werden und Kontrollen finden jetzt schon durchschnittlich nur sehr selten statt. Mein Vertrauen in Kontrollen von Tierbetrieben und Fleischindustrie ist schon jetzt stark erschüttert. Wie wir gesehen haben, kann sich ein lokal ausgebrochenes Virus innerhalb kürzester Zeit global ausbreiten.

Die WHO sieht eine globale Grippepandemie, resistente Erreger und weitere gefährliche Viren unter den zehn größten Bedrohungen der Menschheit. Der Bevölkerung gegenüber werden diese Zusammenhänge bei weitem nicht deutlich genug diskutiert. Das finde ich persönlich sehr besorgniserregend. Die aktuelle Pandemie haben wir alle als sehr belastend empfunden und ich möchte nicht so bald den Ausbruch einer weiteren (möglicherweise gefährlicheren) Infektionskrankeit miterleben.

Sehen Sie Möglichkeiten, die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Zoonoserisiken der Tierhaltung voranzutreiben? Sehen Sie Wege, wie Sie Einfluss nehmen können auf unser aktuell vorherrschendes, nicht nachhaltiges Ernährungssystem? Wie werden Sie sich für die zukünftige Gesundheit der Bevölkerung und ihre Sicherheit vor neuen Infektionskrankheiten und Pandemien einsetzen? Wie stehen Sie zur Förderung einer pflanzenbasierten Lebensweise als eine effektive Maßnahme gegen die großen Bedrohungen unserer Zeit (Klimakrise, Zerstörung von Ökosystemen, Artensterben, zunehmende Epidemien und Pandemien)?

Vielen Dank für Ihren Einsatz und alles Gute für die kommende Legislaturperiode!

Freundliche Grüße

(Unterschrift)


Fühle dich herzlich eingeladen, dieses Schreiben zu personalisieren und abzuwandeln. Vor Ort kannst du auch an Bürgersprechstunden teilnehmen. Wo und wann die stattfinden, kannst du in deiner jeweiligen Gemeinde erfragen. Es ist gut möglich, dass sich die Menschen in der Politik vor Ort über deinen interessierten Einsatz und deine Fragen freuen werden.

Lasst uns auch nach der Wahl weiterhin Druck machen und unseren Beitrag zu einer Zukunft leisten, in der wir keine weitere Pandemie erleben müssen!