Welche Rolle spielen Fledermäuse?

Fledertiere (Fledermäuse und Flughunde) sind das natürliche Reservoir und Überträger vieler Erreger. Darunter sind viele verschiedene Viren, unter anderem Coronaviren wie SARS-CoV und MERS-CoV. Der Kontakt zwischen Fledermäusen und anderen Tieren kann zum Sprung der Viren auf eine andere Spezies führen und potenziell den Ausbruch einer Erkrankung zur Folge haben. Damit Coronaviren wie SARS-CoV-2 die Speziesbarriere zum Menschen durchbrechen können, scheint ein Überträger nötig zu sein, in dem sich die Viren anpassen können.

In Fledermäusen wurden mehr als 200 neue Coronaviren gefunden und sie sind vermutlich die natürlichen Wirte aller Coronavirus-Linien. So scheinen auch die meisten Coronaviren die in der menschlichen Bevölkerung kursieren und die meisten neuen durch Coronaviren ausgelösten Pandemien ihren Ursprung in Fledermäusen zu haben. Fledermäuse werden außerdem mit weiteren wichtigen Zoonosen in Verbindung gebracht. Darunter sind Ebola und durch Hendra-, Hanta- und Nipah-Viren ausgelöste Erkrankungen, aber auch Masern und Mumps. Fledermäuse sind perfekte Wirte für Viren. Bis zu 200.000 Fledermäuse können sich in ihren Schlafplätzen zusammen drängenn. Kolonien können gar aus über einer Million Individuen bestehen. Die Tiere können mehr als tausend Meilen fliegen, sich dabei mit neuen Viren anstecken und neue Virenstämme verbreiten. Mindestens 61 potenziell zoonotische Viren leben in verschiedenen Fledermausarten. Durch die einzigartigen physiologischen, ökologischen und immunologischen Eigenschaften der Fledermäuse können sich diese Viren rekombinieren und viele ernste Zoonosen verbreiten. So sind Fledermäuse bzw. Fledertiere beispielsweise die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Darüber hinaus wird das Echolot der Tiere mit der Verbreitung der Viren in Verbindung gebracht, da durch die Schwingungen Aerosole entstehen können. Ähnlich wie es bei den Enten mit den Influenzaviren der Fall ist, erkranken Fledermäuse durch die verschiedenen Viren in der Regel nicht ernsthaft oder sie zeigen gar keine Symptome. Fledermäuse haben ein besonders starkes Immunsystem.[1] [2] [3]

Fledermäuse sind jedoch auch sehr nützliche Tiere: Sie haben eine große Bedeutung für das Ökosystem. Sie bestäuben Blumen und verbreiten Samen von Hunderten von Pflanzenarten und kontrollieren Insekten-Populationen - darunter auch Insektenarten, die Krankheitserreger übertragen können. Raubtieren wie Eulen, Falken und Schlangen dienen die Fledermäuse als Nahrung.[4]
Solange den Fledermäusen ihr natürlicher Lebensraum erhalten bleibt und der Mensch nicht in ihn eindringt, ist die Gefahr einer Ansteckung gering.

Wovon hängt die Gefahr, die durch Erreger in Fledermäusen ausgeht, ab?

Die Gefahr von Zoonosen erhöht sich, sobald der Lebensraum der Wildtiere, in diesem Fall der Fledermäuse, durch den Menschen bedroht wird. Dringt der Mensch in ihre Lebensräume ein, erhöht sich nicht nur der Kontakt zwischen ihm (und seinen domestizierten Tieren) und den Fledermäusen: Durch menschliche Aktivitäten gestresste Tiere scheiden zudem offenbar mehr Viren über Speichel, Urin und Kot aus. Die Ansteckungsgefahr für andere Tierarten wächst. Durch diese wiederum (z. B. gefangene oder erlegte Wildtiere aber auch “Nutztiere” die in der Region gehalten werden), gelangen die Viren zum Menschen. (Möglicherweise können Menschen sich mit bestimmten Viren auch durch den direkten Kontakt mit Fledermäusen oder deren Körperflüssigkeiten anstecken. Diskutiert wird dies beispielsweise bei vereinzelten Nipah-Virus-Ausbrüchen, bei denen bisher kein Überträger bekannt ist.)[5]

Den verschiedenen Coronavirus-Ausbrüchen unter Menschen gingen schnelle Intensivierungen landwirtschaftlicher Praktiken voraus sowie dramatische Änderungen in der Art, wie wir Tiere halten und züchten. Dabei drangen die Menschen mit ihren “Nutztieren” immer weiter in die Lebensräume der Wildtiere ein. Dieser Prozess wurde von der steigenden Nachfrage nach tierischen Produkten vorangetrieben, die wiederum mit höherem Wohlstand einherging. Immer mehr Menschen konnten sich einen höheren Konsum tierischer Produkte leisten.[6]

Der Mensch hat somit einen großen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Entstehung zoonotischer Erkrankungen, die auf Erreger aus Wildtieren wie Fledermäusen zurückgehen.

Corona vs. Grippe - Fazit

Quellen:


  1. UN: Preventing the next pandemic - Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission. UN; 2020 ↩︎

  2. How to Survive a Pandemic. Michael Greger, M.D., FACLM; 2020 (Buch, engl.) ↩︎

  3. Fledertiere als Reservoire von Viren. Universität Koblenz-Landau; 2020 ↩︎

  4. UN: Preventing the next pandemic - Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission. UN; 2020 ↩︎

  5. Fledertiere als Reservoire von Viren. Universität Koblenz-Landau; 2020 ↩︎

  6. UN: Preventing the next pandemic - Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission. UN; 2020 ↩︎